Stefan Ziller

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Bienenschutz und Imkerei in Berliner Gärten

Das Thema „Bienen schützen – Was können wir in unseren Gärten tun?“ stand am 28.06.2017 auf der Tagesordnung meiner Gesprächsreihe “Auf dem grünen Sofa“. Zu Gast war Michael Oertel, Bio-Imker aus Kaulsdorf. Nach einem kurzen Einstieg mit einem Ausschnitt aus dem preisgekrönten Film „More than Honey“ stieg ein interessiertes Publikum in die Diskussion des Abends ein. Fragen gab es über verschiedene Aspekt, so bspw. ob Monokulturen und der Einsatz von Pestiziden tatsächlich als ein Auslöser für ein Bienensterben erwiesen sind.


Sie können das Video abspielen. Dabei werden Daten an Youtube & Co gesendet.

Der Gastredner des Abend, Bioland-Imker Michael Oertel führte dazu aus, beim Bienensterben werde oft an die Honigbiene gedacht. Das Sterben von Wildbienen und Hummeln sei jedoch das weitaus größere Problem. Die industrielle Landwirtschaft ist auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen, Nutzpflanzen werden überwiegend durch Bienen bestäubt. So werden Hummeln bspw. als Bestäuber von Tomatenpflanzen auch in Gewächshäusern eingesetzt. Dennoch ist das gerade das industrielle Umgehen mit den Bienen eine nachgewiesene Ursache für das Bienensterben weltweit.

Dabei kann diesem Sterben in vielerlei Hinsicht aktiv begegnet und dieses so zumindest eingedämmt werden. Insbesondere die Flächennutzung ist dabei von Bedeutung. Berlins sogenannte Stadtgüter sind landwirtschaftliche Nutzflächen in Brandenburg. Diese werden bisher meist konventionell genutzt. Dabei steckt hier Potential für ein Umdenken in unserer Stadt: Berlin als Vorreiter für eine ökologisch- landwirtschaftliche Nutzung. Auch Michael Oertel betonte es sollten mehr Blühflächen im Stadtbereich geschaffen werden. In der Großstadt mit Brachflächen die nicht landwirtschaftlich genutzt sind, finden Bienen zwar tatsächlich mehr unbehandelte pflanzliche Vielfalt als Nahrungsquelle als auf dem Land. So würde in Berlin ein sogenanntes geschlossenes Trachtband bestehen, d.h. es blüht immer etwas wie z.B. Kastanie, Akazie oder Linde. Dennoch seien die Wildblumen für die Diversität der Nahrung wichtig. Wildbienen sind zudem oft auf bestimmte einzelne Pflanzenarten spezialisiert. Gibt es diese nicht mehr sterben die Bienen aus. Weiterhin würden in Berlin immer noch mehr Bäume gefällt als gepflanzt, so das die Nahrungskette nicht gesichert sei.

Kleine Veränderungen wurden dennoch bereits erreicht: In Charlottenburg wurde in einem Pilotprojekt (auf Initiative meines Kollegen Turgut Altug) eine 2,5 ha große öffentliche Fläche Bienen freundlich bepflanzt. Dies sollte mehr Nachahmer finden. Weitere Maßnehmen im Kleinen sind oft einfacher, als mancher denkt. Michael Oertel betonte die Wildblumen seien als Nahrungsquelle für die Bienen wichtig, Insektenhotels für die Schaffung von Lebensräumen. Dies sei auch auf dem Balkon und im eigenen Garten umsetzbar „lieber viele kleine als wenige große Lebensräume“. Als Hinweise an private Gärtner, so Oertel könnten bspw. Bienen freundliche Pflanzen wie Thymian, Salbei Jasmin oder Lavendel gepflanzt werde. In der Pflanzenauswahl sollte zudem darauf geachtet werden keine gefüllten Blüten zu kaufen, da diese keine Nahrung für Bienen bieten. Weiterhin kann jeder in seinem Garten Insektenhotels oder Bienenscheiben aufhängen, Solitärbienenhotels bauen oder einfach Totholzhaufen liegen lassen. Helfen können dabei auch die Initiative Berlin Summt, die zeigen mit welchen Maßnahmen geholfen werden kann.

Um solche und anderen Initiativen weiter auszubauen und über das Thema aufzuklären empfahl Michael Oertel Bildung und Bienenlehrgärten auch in Berliner Schulklassen zu etablieren sowie gesamtgesellschaftlich besser aufzuklären. Die Biene müsse als Wirtschaftstier erkennbar werden. So sollte auch bei der Zulassung von neuen Pflanzenschutzmitteln die Komplexität des Bienenvolkes geachtet werden. So entsteht bspw. durch Pflanzenschutzmittel, welche in die Erde gebracht werden Erdstaub, der in die Luft aufgewirbelt wird und dadurch wiederum Gifte in der Luft entstehen lässt. Diese können ein extremes Bienensterben nach sich ziehen. Andere Pflanzenschutzmittel führen zum Verlust des Orientierungssinns der Bienen.

Wichtige Hinweise gab Michael Oertel noch für das Publikum im Hinblick auf den eigenen Verbrauch. Deutschland ist mit 2t Honig pro Jahr, der weltweit größte Honigkonsument. Daher sollte jeder auf den beim Honigkauf auf dessen Herkunft achten. Ein weiterer Grund für das Bienensterben seien Milben und Parasiten. In der konventionellen Imkerei werde daher mit Antibiotikum gearbeitet. In der Bioimkerei wird hingegen mit Ascalsäure, wie sie bspw. In Rhabarber vorkommt behandelt und die Milbe damit getötet. Um die Auflagen von Demeter und Bioland einzuhalten, muss weiterhin das Bienenhaus aus Holz sein, Bienenwachs in Bioqualität für die Waben verwendet werden und Futtermittel der Bienen in Bioqualität zugegeben werden. Weiterhin müssen die Imker generell den Standort ihrer Bienenvölker dem Veterinäramt melden. Ein Wanderobmann achtet auf die Standorte und deren Lebensqualität im Umfeld der Bienen.

Eine weitere Möglichkeit ist gleich selbst Imker zu werden, denn die Imkerei in Berlin boomt. Mittlerweile gibt es ca. 1200 Imker in Berlin mit je 3 – 5 Völkern. Oertel ermunterte, das Publikum sich doch selbst mal dem Thema Imkern zu widmen. In Weiterbildungen sei dies leicht zu erlernen. Auch unter gesundheitlichen Aspekten lohnt es sich regionalen Biohonig zu kaufen. Dieser beinhalte, so Oertel das Pollen- und Enzymspektrum in dem der jeweilige Mensch auch lebe und dem er somit in der ihn umgebenden Umwelt ausgesetzt sei.

Wie gut eine solche Qualität auch zu schmecken ist, konnte am Ende des Abends gleich bei der abschließenden Honigverkostung ausprobiert werden. Michael Oertel bot dabei auch seltene Honigsorten wie bspw. Phaceliahonig an. Wer sich gerne noch mehr über selten Honigsorten, Bioimkerei und Bienen informieren möchte, findet unter www.imkerei-oertel.de weitere Informationen.

von Claudia Schnatsmeyer

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